Mittwoch, 11. September 2019

Die Hexe von Rodenbach - Ignatz Basile

Titel: Die Hexe von Rodenbach
Autor: Ignatz Basile
Verlag: Books on Demand, self publishing
ISBN: 3738606629











Inhalt/Klappentext: 
Rodenbach in den Jahren 1605 bis 1628. Das Dorf leidet unter der großen Pest und den Auswirkungen des 30 Jährigen Krieges mit Tod und Verwüstung. Außerdem ist es die hohe Zeit des Hexenwahns, von dem auch Rodenbach nicht verschont bleibt. Ein Dorf kämpft ums Überleben. Der Roman spielt in dieser Zeit und basiert auf der wahren Geschichte Rodenbachs, des kleinen Dorfes im Kinzigtal in der Nähe der Festung Hanau.

Der Autor schildert das Leben von Agnes, der Schusterstocher, vor diesem Hintergrund. Agnes ist die Heilerin von Rodenbach und kämpft hier gegen die Pestepidemie, ist unglücklich verliebt und widersteht allen Schwierigkeiten.  Agnes hat wirklich gelebt, die Geschilderten Örtlichkeiten entsprechen den Tatsachen.

Lassen sie sich in Rodenbachs echte Vergangenheit entführen. Sie werden gefesselt sein. Das große Sterben, Mord, Vergewaltigung, Vertreibung, Liebe und Verzweiflung werden Sie in ihren Bann ziehen.

Alle Gegebenheiten entsprechen den Tatsachen, wie sie von Historikern zusammengetragen und veröffentlicht wurden.

Meine Meinung:
Ich muss zugeben, bei diesem Buch fällt es mir schwer eine Objektive Meinung zu schreiben. Das liegt daran, dass mich das Buch einfach komplett enttäuscht hat. Mir wurde dieses Buch geschenkt, weil ich selbst in dem Ort Rodenbach bei Hanau aufgewachsen bin. Ich habe mich auf eine spannende Geschichte gefreut, bei der ich alle Schauplätze kenne. Die Beschreibung der Orte ist auch gut gelungen und ich wusste immer, wo genau wir uns gerade befinden, jedoch kommt hier schon der erste Minuspunkt. Die Legende über das Kloster St. Wolfgang ist so, wie sie im Buche erwähnt wird nicht korrekt, was ich durch einige Nachforschungen herausgefunden habe. Das beißt sich demnach ein bisschen mit der Aussage "alle Gegebenheiten entsprechen den Tatsachen".
Leider bleibt dies nicht der einzige Minuspunkt. Nicht nur wird eine Falsche Legende erzählt, sondern historisch Falsche Fakten verbreitet. Als Agnes gegen die Pest kämpft wird schon von Bakterien als Ursache der Pest geredet (1623!). Die ersten Bakterien wurden 1676 entdeckt und erst 1876 wies Koch wirklich den Zusammenhang zwischen Bakterien und Krankheiten nach.
Aber solche kleinen Fehler könnten übersehen werden, wenn der Schreibstil und die Geschichte an sich sehr gut sind. Doch auch hier muss ich leider sagen, gefällt mir das Buch überhaupt nicht. Man baut keine Verbindung zu den Charakteren auf, was auch daran liegt, dass keine Tiefe in die Charaktere gebracht wird. Generell erinnert mich der Schreibstil eher an einen Aufsatz eines 12 Jährigen. Das liegt daran, dass der Autor viele kurze Sätze verwendet und Situationen nicht genau beschreibt, sondern nur Ereignis auf Ereignis erzählt. Beschreibungen der Szene werden kaum verwendet, außer an unpassenden Stellen, wenn der Autor den wohlgeformten Körper eine Frau auf leicht sexuelle Weise bei einer Pestuntersuchung beschreibt. Und leider hört hier die Kritik nicht auf. Die Sprache, bzw. wörtliche Rede ist nicht sehr authentisch für die gewählte Zeit, was mich doch sehr gestört hat.
Doch das Hauptproblem sehe ich wirklich darin, dass viele Ereignisse geschehen, diese aber wirklich nur kurz angerissen und hingeklatscht werden und man deswegen überhaupt nicht in die Geschichte hinein kommt. Auch das Thema Hexenverbrennung, was ich bei dem Titel angenommen habe, wird nur die letzten 10 Seiten wirklich aufgegriffen.

Alles in allem kann ich also nur sagen, dass ich den Roman niemandem empfehlen kann. Es gibt wesentlich bessere historische Romane und wenn man mehr über die wahre Vergangenheit Rodenbachs erfahren möchte ist jedes Sachbuch geeigneter und mindestens genauso spannend.