Sonntag, 5. April 2020

Theater und Buch - Vom Fischer und seiner Frau



Ich bin in Hanau geboren, die Stadt, in der auch die Brüder Grimm geboren sind. Und jedes Jahr veranstaltet die Stadt Hanau die "Brüder Grimm Festspiele". Hier werden Märchen der Brüder Grimm neu interpretiert und auf die Bühne gebracht. Ich selbst bin ein riesen Fan davon und gehe jedes Jahr dorthin um mir die Theaterstücke/Musical anzusehen. Dieses Jahr werden die Festspiele jedoch nicht stattfinden, was verständlich, aber auch sehr schade ist. Aber die Festspiele haben gestern dafür auf Facebook eine alte Aufnahme von "Vom Fischer und seiner Frau" gezeigt.  Als ich das Musical 2017 gesehen habe kannte ich das Märchen nicht. Für alle, die es nicht kennen hier eine kleine Zusammenfassung:

Ein Fischer und seine Frau leben in relativ ärmlichen Verhältnissen und eines Tages fängt der Fischer einen magischen sprechenden Butt und schenkt diesem das Leben. Daraufhin möchte die Frau, dass der Fischer sich vom Butt einen Wunsch erfüllen lässt. Und nach jedem Wunsch möchte die Frau noch mehr, da ihre Gier geweckt ist, bis sie am Ende Gott sein möchte.  


Bildschirmaufnahme des Livestreams der Brüder Grimm Festspiele 04.04.2020
vom Fischer und seiner Frau
Das Märchen ist recht kurz und die Frau wirkt sehr flach und einfach nur gierig und größenwahnsinnig. So wie es bei Märchen ist was ich auch gar nicht kritisieren möchte. Worauf ich in diesem Post eigentlich hinaus will ist, was das Theater Großartiges mit einer Vorlage erreichen kann. 
Das Musical dauerte etwas mehr als zwei Stunden, das bedeutet es wurde nicht nur die Vorlage einfach übernommen, sondern es gab eine tiefere Geschichte hinter allem. Auch die Charaktere wurden tiefer, hatten eine Persönlichkeit und eine Geschichte.
Im Märchen mochte ich die Frau nicht, aber in dem Stück war die Frau sympathisch und ihre Handlungen waren nachvollziehbar. Eine Frau, die nicht glücklich ist und sich einfach etwas Glück wünscht. Doch die materiellen Dinge machen sie nicht glücklich, da sie nicht das ersetzen können, was sie eigentlich will. Ihren Mann und die Beziehung, die sie einmal hatten. In dem Musical hat man wunderbar den Punkt gesehen, an dem die Frau Ilsebill an dem Punkt ist, an dem sie immer mehr will.
Ich könnte noch darauf eingehen, wie die anderen Charaktere dargestellt werden und wie großartig auch die Musik war, jedoch wird das zu viel. Daher fasse ich einfach mal zusammen, was ich sagen wollte:
Ich finde es einfach faszinierend, wie das Theater es schafft aus der Märchenvorlage so ein tolles Werk zu schaffen, ohne die eigentliche Geschichte zu verändern, sondern einfach nur zu vertiefen um dem Zuschauer in eine ganz andere Welt eintauchen zu lassen. Es ist toll, wie das Theater eine Geschichte so vielen Menschen zugänglich machen kann. 
Ich hoffe, dass nächstes Jahr die Festspiele wieder stattfinden werden, da es wirklich große Kunst ist, was dort auf die Bühne gebracht wird und zwar nicht nur für Erwachsene, sondern wirklich für die ganze Familie. 

Wer das Märchen vollständig lesen möchte findet es hier.

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